Meist sieht man bei den Darstellungen des heiligen Dominikus einen Hund mit brennender Fackel im Maul. Dies geht auf einen Traum seiner Mutter, Johanna von Aza zurück und wird häufig so gedeutet, dass Dominikus mit seiner Predigt die Welt in Flammen setzen würde. Eine Deutung, die mir widerstrebt. Ist diese Welt nicht schon allzu oft in Flammen gestanden -und steht heute noch an so vielen Orten in Flammen? Dominikus, der gebetet hat: „Oh Barmherzigkeit, was wird aus den Sündern?“ soll die Welt in Flamme setzen?  Ein Widerspruch! Ich kann nicht die Barmherzigkeit, die Zuwendung anrufen, gleichzeitig aber Bedrohung, Vernichtung herbeiführen!

Aber ist eine Fackel nicht auch dazu da, um Licht in die Finsternis zu bringen? Dazu muss man sie erst entzünden, doch dann leuchtet sie, erhellt die Umgebung und zeigt den Weg.

Dominikus wollte das Licht der Barmherzigkeit Gottes verkünden. Er wollte Jesus, in dem nach christlichem Verständnis – das Wort Gottes Mensch geworden ist, neu verkünden. Dieses Wort Gottes, das da heißt: Ich bin der Ich bin da. Diesem Gott, verdunkelt durch die Machenschaften der Kirche, wollte Dominikus wieder in den Herzen der Menschen aufleuchten lassen. Dominikus hat selbst dieses Wort Gottes, Jesus immer neu betrachtet, hat sich selbst in das Licht Gottes gestellt – umso zur Fackel zu werden, die Licht weitergibt.

Ich denke, unsere Zeit bräuchte dringend Menschen, die das Licht Gottes aufnehmen und weitergeben – hinein in die Bedrohungen, die Dunkelheiten unserer Tage! Ich versuche es zumindest– im Wissen, dass ich dem Vorbild Dominikus nur schwach entspreche. Aber je mehr sich mit ihren vielleicht auch schwachen Lichtern zusammentun, desto heller wird es in unserer Welt…

aus „Gedanken für den Tag“ Ö1