„Brüder, wir müssen auf alle Fälle dieses Haus für die Frauen bauen, selbst wenn wir auf die Arbeiten für unser eigenes verzichten müssen!“ (V. Koudelka, Dominikus, Olten 1983, Nr.180,198)

    Bis heute begeistert und beeindruckt mich diese erste geschwisterliche Hausbaugeschichte des Predigerordens. Wie kaum eine andere Erzählung aus dem Leben von Dominikus bezeugt sie sein selbstverständliches herzliches Engagement für die Schwestern in Bologna und den Auftrag an die Brüder, sich um den Bau zu kümmern. Angst um die eigene Position und Geschwisterrivalität waren ihm fremd. Was zählte, war ausschließlich das Wohl und Heil der Menschen. Er wusste, was es in der Tiefe bedeutet: Gott ist Mensch geworden, einer von uns, einer wie wir.

    Gern erinnere ich mich an die geschwisterlichen Veranstaltungen im deutschsprachigen Raum, die mit der gemeinsamen Ausbildung zur Geistlichen Begleitung und den Angeboten des IPH alle den Geist der „Hausbaugeschichte“ erfahrbar machten. Besonders deutlich wurde dies 1998 mit der Eingabe auf dem Generalkapitel der Brüder. Eine Kommission sollte „die Frage des Charismas der Predigt für Frauen und Männer des Ordens untersuchen und diesbezügliche Inhalte der priesterlichen und prophetischen Rolle erarbeiten.“ (Kapitelsakten Nr. 42) Fünf Schwestern und Brüder legten 2001 ihre theologischen Überlegungen und Empfehlungen vor. Bis heute sind sie – insbesondere die dritte – brandaktuell: „Wir empfehlen, dass der Orden vom Heiligen Stuhl die Erlaubnis erbittet, apostolischen Schwestern, die mit Predigen und Diensten des Wortes betraut sind, die Diakonatsweihe zu erteilen“.

    Der geschwisterliche Auftrag für Bologna damals ging gut aus. Magister Jordan führte „zusammen mit den vier von Dominikus Beauftragten das lange ersehnte Werk zu einem glücklichen Abschluß.“ (Koudelka, Nr.180,198) Wie sehr wünsche ich mit vielen andern, dass auch die Empfehlung vor zwanzig Jahren zu einem glücklichen Abschluss komme und sich so das gemeinsame Charisma der Schwestern und Brüder für die Verkündigung im Orden und in der Kirche zum Heil der Menschen weiter entfalten kann.