Nach dem Tod des Dominikus erzählen neun Brüder unter Eid von seinem Leben. Es geht um die Frage, ob dieser Mensch als heilig zu verehren ist.

    Neun Brüder – wenn ich die Gedanken flanieren lasse, regt mich diese Zahl zur geistlichen Einsichtnahme an. Im „3 mal 3“ scheint die überquellende Fülle der Dreifaltigkeit auf, die schier nicht zu bändigen ist durch eine einfache Drei. Dominikus Gottesbeziehung war überquellend aus göttlichem Leben, das ihn drängte, nur mit oder von diesem Gott zu erzählen. In der Kultur des alten Babylon definierte die Neun im Zusammenklang mit der Drei jeden 27ten Tag, an dem sich Sonne und Mond begegnen. Christus, das Licht, zieht wie die Sonne Dominikus in seinen Einzugsbereich, damit er Widerschein dieses Lichtes in der Dunkelheit der Welt sei, wie es der Mond in der Dunkelheit der Nacht ist. Im Zeugnis des Dominikus wird der sichtbar, von dem er alles empfängt, der ihn als den erscheinen lässt, der er ist und immer neu wird.

    Unter Eid sagten die Brüder aus. Wer einen Eid leistet, ist „rücksichtslos“ zur Wahrheit verpflichtet und wird zur Verantwortung gezogen für das, was er/sie sagt. Veritas – die Wahrheit, die Menschen nicht machen können und die unverfügbar ist wie das Leben selber – ist im Orden der Predigerbrüder und -schwestern anwesend wie die leuchtende Feuersäule beim Weg durch unwirtliche Wüstenetappen. Ein tröstlicher Gedanke, kann er doch Zuversicht erwecken und verschmerzen helfen, dass im Orden nicht alles Gold ist, was glänzt, dass es finsterste Zeiten gab und dünnflüssige oder zähe Perioden. Der entscheidende Faktor bleibt, die Schwestern und Brüder des Dominikus sprechen unter Eid als Zeuginnen und Zeugen der Wahrheit.

    Der Tod des Dominikus ist ein Anfang; davon spricht auch die christliche Tradition, die den Todestag als Tag der Geburt zu einem unwiderruflich gelungenen Leben feiert.

    Das Leben des Dominikus war ein Leben in Kontexten. Es kommen die zusammen, die sich von ihm durch die Jahrhunderte in die Vielfalt dominikanischen Lebens führen ließen und heute führen lassen. Sie bezeugen heute wie damals vor fast 800 Jahren die neun Brüder, dass dieser Mann selig zu preisen ist für das, was er glaubte und was er aus diesem Glauben heraus predigte und tat.

    Also: Lasst uns eine neuntägige Gebetsabfolge, eine Novene, beten mit der Bitte um neue Kraft, neue Kreativität und neue Berufungen für unseren Orden.