Eine der ersten Erzählungen über Dominikus, die ich kennengelernt habe ist folgende: Zu jener Zeit, als er studierte, herrschte bittere Armut. Das berührte ihn sosehr, dass er seine Bücher verkaufte und das Geld den Armen gab. Schön habe ich mir lange gedacht, Dominikus war offensichtlich bereit, von seinem Besitz zu geben um anderen zu helfen. Doch immer mehr kamen mir Gedanken, ob denn ein solches Handeln wirklich sinnvoll sei? Auch wenn er für die Bücher viel Geld bekäme – es wäre doch nur der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein. Sicher könnte man sagen besser als nichts. Und wenigstens einer, der von der Armut der anderen berührt ist.

Erst später habe ich erfahren, dass Dominikus nicht den Erlös für seine Bücher weitergegeben habe. Vielmehr habe man damit ein Haus gekauft, um den Armen Unterkunft, Wohnung, ein Zuhause und so ihre Würde wieder zu geben. Ein Dach über dem Kopf bietet Schutz und befreit zur Möglichkeit, sich selbst Unterhalt zu suchen und zu verdienen. Hilfe also, die überlegt und nachhaltig ist.

Es zeichnete Dominikus schon in seiner Jugend aus, einerseits dem Menschen mit offenem, mitfühlendem Herzen zu begegnen, andererseits aber überlegt zu handeln und so Leben zu ermöglichen – nicht nur im materiellen, sondern auch im geistig-geistlichen Sinn.

Und die Armen unserer Zeit? Schnell einmal eine Spende geben, die mir nicht weh tut ohne zu schauen, ob damit wirkliche Hilfe verbunden ist…. Sich um materielle Not kümmern, aber die geistigen, psychischen Nöte übersehen…  Oder wie Dominikus überlegt denen zur Seite stehen, die Hilfe suchen. Materiell sinnvoll unterstützen, aber auch zu einer geistigen Haltung verhelfen, die Leben ermöglicht!

aus „Gedanken für den Tag“ Ö1