Es gibt eine bildliche Darstellung einer Begebenheit mit Dominikus, die mich sehr bewegt. Es wird Dominikus gezeigt, der am Ufer eines reißenden Flusses steht und seinen Wanderstab einer Menschengruppe entgegenstreckt, um sie nach dem Kentern ihres Bootes zu retten. Was für eine verrückte Geschichte! Das kann doch niemals funktionieren! Ein einzelner Mann mit einem Stab kann niemals eine ganze Gruppe Menschen aus einem reißenden Strom retten! Und doch zeigt das Bild genau dieses überlieferte Ereignis: Dominikus rettet mit seinem Wanderstab Menschen aus der Hochwasser führenden Garonne. Vielleicht nur eine Legende – oder tatsächlich geschehen, aber aufgebauscht. Wie auch immer. Jedenfalls wird Dominikus hier als ein Mensch gezeigt, der ohne großes Erwägen alles, auch sein eigenes Leben einsetzt, um andere zu retten. Nicht zuerst fragen ob die Betroffenen vielleicht selbst schuld tragen an ihrer Situation. Einfach da sein. Zugrunde liegt dieser seiner Haltung wohl die Frage seines Gebetes: Oh Barmherzigkeit, was wird aus den Sündern? Dominikus versteht unter Sündern all jene, die ihre Beziehung zu Gott, ihren Glauben, ihr Vertrauen in Gott verloren haben. Nicht irgendwelche konkreten Verfehlungen, sondern vielmehr den Verlust der lebensspendenden Gottesbeziehung sieht Dominikus als Sünde. Und sorgt sich, dass die Menschen wieder zu diesem Leben aus der Fülle Gottes zurückfinden. Auch das kleinste Mittel, die kleinste Gelegenheit ist ihm wichtig, zur Rettung zu führen – und sei es nur ein Wanderstab. Dabei bedenkt er nicht, dass er sich selbst in Gefahr bringt. Sein Vertrauen in die Hilfe Gottes ist groß.
Anderen helfend zur Seite stehen, auch wenn das mit Gefahren für uns selbst verbunden ist? Die Haltung des Dominikus könnte man auch umschreiben mit einem Begriff, von dem in unseren Tagen viel die Rede ist: Solidarität.
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