Im Sommerurlaub durch eine fremde Stadt bummeln und sich vielleicht in die eine oder andere kühle Kirche verirren…Die Heiligenstatuen lassen sich übrigens meistens gut anhand der ihnen zugeordneten Attribute identifizieren. Der heilige Dominikus ist zum Beispiel in bildlichen Darstellungen leicht zu erkennen an dem Stern auf seiner Stirn. Manche Überlieferungen nennen diesen Stern auch den Mond. Dazu gibt es verschiedene Deutungen. Mir am einleuchtendsten ist, dass bei seinen Predigten ein Leuchten, ein Strahlen von ihm ausgegangen sei. Dominikus muss so mit Überzeugung gepredigt haben, dass der Zuhörerin, dem Zuhörer ein Licht aufgegangen ist. Aber wie der Mond nicht aus sich selbst leuchtet, so hat wohl auch die Predigt des Dominikus nicht aus sich selbst geleuchtet. Vielmehr hat er, denke ich, zuerst das Licht Gottes angenommen, es in sich aufgenommen und durch seine Worte gleichsam gespiegelt, wiedergegeben. Sein Grundsatz war: Contemplari et contemplata aliis tradere. Betrachten, und das in der Betrachtung Erfahrene anderen weitergeben. Von Dominikus wird berichtet, dass er nächtelang im Gebet verharrte. Das Gebet war für ihn ein Zwiegespräch mit Gott, ein Hören auf Gott, ein sich Gott öffnen, aber auch ein sich selbst, seinem eigenen Inneren begegnen.

Eigentlich sehr modern: Mich selbst suchen und den Grund meines Wesens finden. Mich nicht nur in mir, in meiner Begrenztheit finden, sondern über alle Grenzen hinaus den Ursprung meines Seins erkennen. Diesen Ursprung in einem Gott finden, der die Liebe ist – Liebe als Beziehung schaffender Beginn der Schöpfung. Mich selbst, meinen Ursprung, den Grund des eigenen Seins in einem Gott finden können, der Liebe ist und voll Barmherzigkeit dem Menschen beisteht -wie positiv verändernd wirkt sich das auf mein Leben aus! Der Dichter Angelus Silesius schreibt in seinem cherubinischen Wandersmann: Halt an, wo läufst du hin; der Himmel ist in dir: suchst du Gott anderswo, du fehlst ihn für und für.

Dominikus hat diesen Gott gesucht und ihn gefunden, sich von ihm finden lassen. Er konnte diesen Gott des Lebens, der Liebe weitersagen.

aus „Gedanken für den Tag“ Ö1